Spielleiter Tutorial – Teil 2
Neben dem Spielleiter Alex gibt es noch vier weitere Spieler:
Patric verkörpert den Krieger Drac, einen Barbaren aus dem Umbarla-Becken, während Sarah in die Rolle der Zauberin Akyna aus dem fernen Lande Kait schlüpft. Außerdem sind noch Annes Späherin Sinda und der Heiler Casius, gespielt von Tobias, mit von der Partie.
Die fünf sitzen bei Alex am Wohnzimmertisch, umgeben von Würfeln, Stiften und Naschzeug. Gespielt wird das Abenteuer Die Höhle der Schatten aus der Dungeonslayers Basisbox. Im Folgenden wird nun der Dialog der Spielsitzung wiedergegeben, um zu verdeutlichen, wie offen und einfach ein Rollenspiel in der Praxis eigentlich funktioniert.
Noch ein wichtiger Hinweis:
Der hier dargestellte Dialog ist nur eine von unzähligen Varianten, wie das Abenteuer verlaufen kann – jede Gruppe spielt sich auf andere Weise durch die Handlung, ein “richtiges” Vorgehen gibt es nicht.
Ihr sitzt am späten Nachmittag im “Metstübchen”, dem rustikalen Gasthaus der kleinen Ortschaft Barringen, die Ihr gegen Mittag erreicht habt. Das Essen war vorzüglich, das Met schmeckt herb und würzig, als Ihr von draußen auf einmal Stimmengewirr und Unruhe vernehmt. | |
Unruhe? Etwa ein Kampf? Drac wollte sich eigentlich heute Abend zulaufen lassen, aber wenn es Ärger gibt... |
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Nein, kein Kampflärm. Aber durch die Fenster seht ihr, dass sich auf dem Dorfplatz eine kleine Menschenmenge gebildet hat. |
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Also Casius ist auf jeden Fall neugierig geworden und will wissen, was da los ist. Er geht mal vor die Tür. |
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Akyna geht mit - immer noch spannender, als zuzuschauen, wie sich Drac betrinkt. |
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Gleiches gilt für Sinda. Wollen wir doch mal sehen, was da los ist. |
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Schon gut, schon gut. Drac folgt seinen Gefährten - er kann sich ja später noch die Kante geben. |
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Gut - dann geht Ihr also alle nach draußen. Die Sonne steht schon etwas tief und taucht den Dorfplatz in warmes Licht. Als Ihr Euch der Menge nähert, seht Ihr einen kleinen, weinenden Jungen in der Mitte. | |
Ich frage mal leise einen der umstehenden Bauern, was passiert ist. | |
“Mora, die kleine Schwester von Denneg, ist verschwunden”, murmelt der Mann, als der Junge fortfährt: “Wir haben im Wald gespielt, nahe der Höhle der Schatten, als plötzlich zwei grüne Gestalten sich auf uns stürzten.” “Die Goblins”, raunt es durch die Menge. |
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Goblins? Langsam wird die Geschichte interessant... |
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“Ich konnte mich losreißen und entkommen”, fährt der kleine Denneg fort. “Aber Mora müssen sie geschnappt haben”, schließt er unter Tränen. |
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Sieht der Junge irgendwie verletzt aus? Wie alt ist der überhaupt? | |
So um die sieben oder acht Jahre, schätzt Casius. Verletzt ist er nicht - nur total verheult und völlig aufgelöst. Eine Frau, die schon die ganze Zeit neben ihm kniet und ihm sehr ähnlich sieht, steht auf und wendet sich mit verzweifelten Blick der Menge zu: “Sie haben Mora! Was können wir nur tun? Jemand muss mein Kind retten!” | |
Akyna tritt nach vorne: “Wir kümmern uns darum.” | |
Pff. Also gut. Drac kann sich auch immer noch danach betrinken. |
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Ich frage mal die Leute, was diese “Höhle der Schatten” ist, wo das Mädchen verschwunden ist. | |
“Ein schrecklicher Ort ist das”, meint ein Mann. “Dunkle Magie”, fährt eine alte Bäuerin fort: “Früher lebte dort ein finsterer Zauberer.” |
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Na, das ist doch genau nach Dracs Geschmack: Böse Zauberer und miese Goblins! | |
Pssst, sei doch mal still. Was sagen denn die Leute sonst noch zu den Höhlen? Was wurde aus dem Zauberer? Wieso ist es da gefährlich? |
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Und was hat es mit den Goblins auf sich? Wieviele sind denn das und was machen die? |
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Okay, okay. Also - Ihr sprecht mit den Leuten und dem Kleinen und erfahrt Folgendes: Früher einmal lebte hier im nahen Wald ein offenbar böser Zauberer in einer Höhle, die schon bald den Namen “Höhle der Schatten” erhielt. Das ist jetzt aber schon ein halbes Jahrhundert her - niemand glaubt, dass der Alte noch am Leben ist, aber man fürchtet sich immer noch vor der Höhle. Manche sagen, es spukt dort. |
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Ammenmärchen. Egal - was ist mit den Goblins? |
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Nun, unabhängig davon terrorisiert schon ein ganzes Weilchen eine Räuberbande die Umgegend, überfällt Händler und Reisende. Einmal fand man neben den erschlagenen Opfern auch einen der Angreifer - einen enthaupteten Goblin. | |
Und die haben ihr Lager in dieser Höhle der Schatten? | |
Darauf gab es bislang keinen Hinweis, allerdings hat sich ja auch niemand je zu dieser Höhle getraut. Außer halt Denneg und Mora. Aber nach den heutigen Ereignissen sind die Dörfler sich absolut sicher, dass man bei der Höhle Mora und die Goblins finden wird. | |
Wie weit ist es denn zu dieser “Höhle der Schatten”? Gibt es einen Weg dorthin? |
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Kein Weg. Ein oder zwei Kilometer durch den Wald, nicht weit, wenn man weiß, wo man lang muss, sagt man Euch. Denneg könnte Euch führen. | |
Den Jungen nochmal dahin mitnehmen? Halte ich für keine gute Idee. |
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Wenn er will und den Weg kennt? | |
Der kleine Denneg erklärt Euch jedenfalls mutig, dass er helfen will, seine Schwester zu retten. | |
Also ich weiß nicht... Kann uns denn hier niemand sonst führen? Wo ist die Mutter? |
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“Ich führe Euch”, sagt plötzlich ein alter Bauer, der dabei steht. “Aber nur bis zur Höhle!” |
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Na, wer sagt ‘s denn. Geht doch. Also dann, worauf warten wir? |
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Ich will auf jeden Fall vorher noch ein paar Heilkräuter kaufen - Akynas Vorrat wurde bei dem Kampf mit den Echsenmenschen im Sumpf letzte Session aufgebraucht. | |
Warte: Hier gibt es doch auch bestimmt einen Heliatempel - sicher wird man uns für die bevorstehende Rettungsaktion etwas entgegen kommen. |
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Gute Idee. Aber - gibt es hier denn tatsächlich auch einen Heliatempel oder..? |
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Aber sicher doch - auch in Barringen verehrt man die Göttin des Lichts. | |
Da wollte Casius morgen auch noch hingehen. Bei der Menschenmenge vorhin: War da auch ein Priester anwesend? |
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Vorhin war da eine junge Frau in den weißen Roben einer Helianovizin. Sie tröstete die Mutter. Also wollt Ihr keine Heilkräuter kaufen, sondern erst im Tempel danach fragen? | |
Genau. Und wenn man uns dort nicht hilft, kaufe ich halt die Heilkräuter. | |
In Ordnung. Dann begebt Ihr Euch zu dem quaderähnlichen Bauwerk mit seiner für Heliatempel üblichen Kuppeldecke. Die Pforte ist noch offen, drinnen - in der schmucklosen Halle - ist die junge Novizin gerade dabei, schon einmal die Abendkerzen für später aufzustellen. | |
Lasst mich das machen: “Werte Schwester, ich bin Casius Gantabur, Diener des Hefrach, dem Herrn der Stürme. Wir wollen die kleine Mora aus der Höhle der Schatten befreien und fragen, ob Ihr uns vielleicht etwas Unterstützung zukommen lassen könntet.” | |
Wie förmlich... Nun - die Novizin erklärt, dass Oberpriestern Rakara derzeit auf Reisen ist, und sie selbst nicht viel für Euch tun kann. Das einzige, womit sie dienen könnte, wäre für jeden von Euch ein Heiltrank, falls Ihr in einen Kampf verwickelt werdet. |
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Heiltränke? Das ist ja noch besser als Heilkräuter. Dann bedanken wir uns und machen uns auf den Weg. Ist der Bauer noch da? |
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Casius bedankt sich bei der Novizin und verspricht, die Tränke zurückzubringen, falls wir sie nicht brauchen. | |
Alles klar. Sie wünscht Euch mit einem hoffnungsvollen Lächeln noch viel Glück, dann geht Ihr wieder nach draußen, wo der Bauer schon ungeduldig wartet: “Es wird bald dunkel und wir haben noch einen weiten Weg vor uns, also kommt besser.” |
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Dunkel ist nicht gut, also Beeilung. Wie spät ist es denn inzwischen? |
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Abgesehen davon, dass es auf Caera keine Armbanduhren gibt, schätzt Du, dass die Sonne erst in etwa zwei bis drei Stunden untergehen wird. | |
Das sollte reichen. Also dann - brechen wir auf! |
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Der alte Bauer - Wonken sein Name - führt Euch, trotz seiner steifen Haltung, zügigen Schrittes aus dem Dorf heraus, während Euch die Bewohner voller Hoffnung zum Abschied winken. Als ihr die goldgelben Weizenfelder, die Barringen umgeben, im Schein der untergehenden Sonne... | |
Untergehende Sonne? Ich dachte erst in zwei bis drei Stunden? | |
...im Schein der Nachmittagssonne - die in zwei bis drei Stunden untergehen wird... | |
Viel besser... | |
...passiert, führt Euch Wonken zum Waldrand, wo ein schmaler Trampelpfad beginnt. |
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Also doch ein Weg? Ich dachte... |
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“Wir folgen dem Pfad jetzt einige hundert Meter”, erklärt Bauer Wonken. “Dann aber müssen wir ihn verlassen und direkt durchs Unterholz weiterziehen...” |
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Ups... | |
Im Schatten der dichten Laubkronen betretet ihr den kleinen Pfad und folgt Bauer Wonken. Vögel zwitschern in der Ferne, irgendwo raschelt ein Kleintier im Unterholz und die Nachmittagssonne fällt in schrägen, warmen Streifen durch das Blätterdach auf den dicht bewachsenen Waldboden. | |
Richtig idyllisch. Wie ist das - haben wir überhaupt noch Fackeln dabei? Sonst würde Sinda etwas Totholz sammeln. |
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Casius hat noch Fackeln. Ich frag den Bauern mal, wo diese Höhlen liegen. Oder konnten wir vorhin aus der Ferne im Wald einen Berg oder etwas ähnliches schon sehen? |
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Die Gegend um Barringen ist eh sehr hügelig, auch hier im Wald geht es immer mal wieder durch Senken und über Anhöhen. Einen “Berg” habt ihr aber nicht ausmachen können, doch auf Deine Frage erwidert Bauer Wonken, dass die Höhle der Schatten am Grund einer kleinen Waldsenke liegt. | |
Also dürfte sie nicht besonders groß sein... | |
Aber dafür vielleicht tief... | |
Nach etwa einer knappen halben Stunden verlässt Wonken den nach Norden führenden Pfad und führt Euch nach rechts, Richtung Osten, ins Unterholz: “Ab hier sollten wir vorsichtig sein. Zur Höhle ist es nicht mehr allzu weit. Ich bringe Euch noch auf Sichtweite zu der Senke, dann verschwinde ich aber.” | |
Drac zieht schon mal seinen Bihänder. Leise... Man kann ja nie wissen. |
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Sinda nimmt auch schon besser einmal Pfeil und Bogen in die Hand. | |
Wo wir gerade dabei sind - wie ist eigentlich Eure Marschrichtung? Wonken führt Euch ja. | |
Können wir denn nebeneinander laufen? | |
Platz ist zwar da, aber ich denke in einer Reihe geht es einfach schneller - und ist auch weniger auffällig. Es geht ja immer wieder hoch und runter, durch dichtes, zugewachsenes Gestrüpp, über umgestürzte Baumstämme, vorbei an Felsen usw. | |
Drac ist jedenfalls direkt hinter Wonken. | |
Danach komme ich. | |
Dann ist Akyna die Dritte und Casius folgt als Letzter? | |
In Ordnung. | |
Also Drac, Sinda, Akyna und Casius - fein. So folgt Ihr Wonken durch den zugewucherten Wald. |
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Ab jetzt kein Laut mehr. Und falls doch, dann bitte nur flüstern. Und wenn wir doch in eine Wache stolpern sollten... |
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...eröffnen wir beide das Feuer, falls man uns bemerkt haben sollte. |
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Vorbei an moosbewachsenen Bäumen führt Euch Wonken leise und gebückt an den Rändern von Waldsenken und den Ausläufern von Hügeln entlang. Schließlich bleibt er stehen, kauert sich hinter eine modernde, umgestürzte Eiche und zeigt vorsichtig in den Wald vor Euch: “Dort vorne, zwischen den beiden Erhöhungen, liegt die Senke mit dem Höhleneingang. Ich wünsche Euch viel Glück.” | |
Wir danken dem Alten und warten, bis er weg ist. | |
Ich schaue mich mal vorsichtig um. Nicht, dass irgendwo so ein kleiner Goblin zwischen den Büschen lauert. | |
Noch dazu, wo sie grün sind. Dann würfel doch mal für Sinda eine Bemerken-Probe. |
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